Dieses Buch hat mich aufgerüttelt. Gleich zu Beginn kommt Alexandra Reinwarth auf den Punkt und beschließt, dass am 15. Februar ihr Todestag sein soll. Nicht in Wirklichkeit, sondern als Gedankenexperiment. Anhand von Situationen aus ihrem eigenen Leben schildert sie, wie sich ihr Leben um 180 Grad gedreht hat. Das Wachrütteln beginnt mit der Deadline.
Die Deadline
”Was würdest du tun, wenn du nur noch ein Jahr zu leben hättest?”
Auf diese Frage hin habe ich das Buch kurz beiseite gelegt und versucht, diese Frage für mich zu beantworten. Das Erste, das mir in den Kopf kam war, die Welt zu bereisen. Als ich die Frage erneut las, wurde mir bewusst, dass das bedeutende Wort in dieser Frage das kleine Wörtchen ”tun” ist. Wieso tun wir so viele Dinge nicht, die wir eigentlich tun wollen? Einige Antworten und Denkanstöße findest du in diesem Buch. Die Autorin räumt mit mehreren Themen auf und macht deutlich, dass wir uns meist anders entscheiden würden als wir es jetzt tun, wenn wir nur noch ein Jahr zu leben hätten. Eins davon ist der falsche Stolz.
Falscher Stolz

Wir alle kennen den guten Stolz. Wenn wir etwas geschafft haben, sind wir stolz auf uns. Es gibt aber auch den falschen Stolz. So einer, der uns z.B. davon abhält, nach einem Streit mit dem besten Freund oder der besten Freundin uns zu entschuldigen. Im schlimmsten Fall führt dieser falsche Stolz dann bis zum Auseinandergehen der Freundschaft. Denken wir an die Deadline zurück, wird dieser Stolz sofort lächerlich. Denn worauf kommt es am Ende an? Darauf, was das Herz will, und das ist verzeihen.
Verzeihen

Bevor man das Zeitliche segnet, schlägt die Autorin vor, Dinge gut zu Ende zu bringen. Damit ist vor allem das Thema Verzeihen gemeint. Sicherlich hat jeder von uns noch den ein oder anderen Groll, den er mit sich rumschleppt. Groll kommt von anhaltender Wut gegenüber anderen wie auch sich selbst, der nicht abgebaut wird. Eine Möglichkeit Groll abzubauen ist Vergebung. Die unglaubliche Kraft des Verzeihens habe ich bereits entdeckt, nachdem ich das Buch Hooponopono gelesen habe und kann es nur jedem empfehlen. Wenn du den Action Plan für dieses Buch startest, wirst du hierzu auch eine tolle Übung durchführen.
”Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft der Starken.”
Gandhi
Ansprechen

Oft tun wir uns schwer Dinge anzusprechen ganz einfach aus dem Grund, weil wir gemocht werden wollen und Angst davor haben, zurückgewiesen zu werden. Es gibt zwei Aussagen, die wir uns deshalb viel zu oft verkneifen, die uns jedoch in bestimmten Situationen sehr gut tun würden. ”Das interessiert mich nicht” und ”Ich habe keine Lust”. Wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte, würden diese zwei Sätze sicherlich öfter fallen, da mir meine Zeit einfach zu kostbar wäre. Den endlosen Pseudo-Gesprächen und Lästereien würde ich mit ”Interessiert mich nicht” den Rücken kehren. Die langweiligen Treffen mit Personen, die einem Energie rauben, würde ich dankend mit ”Ich habe keine Lust” ablehnen. Wie oft würdest du, mit deiner Deadline im Hinterkopf, noch Dinge tun, auf die du eigentlich gar keine Lust hast oder die du aus Angst vor Zurückweisung trotzdem tust? Den Mut zu haben Dinge anzusprechen ist für mich persönlich immer noch ein Thema, bei dem ich mich weiterentwickeln möchte. Die Übungen, die ich dazu mache und die mir bereits sehr weitergeholfen haben, findest du im Action Plan.
Zwischenfazit
So langsam gefällt mir dieses Gedankenexperiment. Zu Beginn des Buchs war ich ehrlich gesagt noch etwas irritiert. Jedoch schafft es die Autorin durch ihren lockeren und humorvollen Erzählstil, dieses irritierende Gedankenexperiment so rüberzubringen, dass man angenehm wachgerüttelt wird und gespannt weiterlesen möchte, was die Autorin noch so erlebt hat.
Angst

“Angst ist ein scheiß Ratgeber” So sieht es die Autorin. Mit der Betrachtung, nur noch ein Jahr zu leben, wird einem bewusst, wie oft man Entscheidungen anders treffen würde. Vor allem wenn es um das Thema Angst geht. Hier habe ich gelernt: ”Angst ist ein scheiß Ratgeber”. Warum geht man Veränderungen nicht an, obwohl man im Grunde des Herzens weiß, dass es die richtige Entscheidung ist? Genau aus Angst! Angst zu versagen, Angst vor Schmerz, Angst vor Peinlichkeit usw. Wenn ich Angst habe, mache ich mir klar, was Angst eigentlich bedeutet. Dabei hilft mir ein kleines Beispiel mit dem englischen Begriff für Angst: FEAR
Nimmt man die Anfangsbuchstaben, kann man daraus ”False Evidence Appear Real” bilden, was soviel bedeutet wie: Falsche Tatsachen werden als real wahrgenommen. Wir machen uns über alles Mögliche Gedanken und spinnen in unserem Kopf bereits die verrücktesten Situationen zurecht, obwohl noch nichts davon in Wirklichkeit eingetreten ist. Angst ist ein sehr wichtiges Gefühl und in den entsprechenden Situationen sehr hilfreich. Die meiste Zeit machen wir uns jedoch durch unsere Art zu denken unnötig viel Angst. So auch wenn es um das Thema Job geht.
Job

Der Aha-Moment für die Autorin kam, als ihr Mann begonnen hat, sich seinen Wunsch vom eigenen Lokal zu erfüllen. Ihr fiel auf, wie viel mehr Energie er auf einmal hatte und anfing zu strahlen.
Bist du glücklich in deinem Job? Die meisten antworten auf diese Frage mit nein, es ist ok, es könnte besser sein. Nur die wenigsten antworten mit einem klaren Ja. Mit der Tatsache, dass wir fast unser gesamtes Leben ”arbeiten”, macht es Sinn, hier etwas Energie und vor allem Mut zu investieren.

Wenn du aktuell unglücklich und demotiviert bist, weil dich deine Arbeit nervt, muss das nicht unbedingt daran liegen, dass dich dein Job nicht erfüllt. Es könnte durchaus auch an deiner aktuellen Einstellung gegenüber deiner Arbeit liegen. Das hat mir das Buch Fish! gezeigt. Anhand eines echten Unternehmens wird gezeigt, dass sich lediglich durch die richtige Einstellung zur Arbeit eine gesamte Abteilung von schlecht gelaunten Mitarbeitern zu gut gelaunten und motivierten Mitarbeitern wandeln kann, die wieder Spaß an ihrer Arbeit gefunden haben.
Fazit
”Es reicht nicht, sich gegen etwas zu entscheiden, das man nicht will. Man muss sich für etwas entscheiden, das das Herz will.”
Gerade dadurch, dass wir denken, noch genug Zeit zu haben, ist uns oft nicht bewusst, wie viel Zeit wir mit unwichtigen Dingen verbringen. Ist es uns einmal bewusst geworden, ist es erstaunlich, wie schnell wir es wieder aus den Augen verlieren und wieder im Alltagstrott landen. Die Vorstellung, man hat nur noch kurze Zeit zu leben, ist ein interessantes Gedankenexperiment. Es schärft den Blick auf das Wesentliche und was wirklich wichtig ist.
Was würdest du tun, wenn du wüsstest, du hättest nur noch ein Jahr zu leben?
Tu es jetzt. Denn das Leben ist zu kurz für später!